Gesetzliche Grundlagen der Aufzugsentrauchung verstehen
Die professionelle Entrauchung von Aufzugsschächten gehört zu den zentralen Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes in Deutschland. Nach der Musterbauordnung (MBO) und den jeweiligen Landesbauordnungen müssen Aufzugsschächte in Gebäuden bestimmter Höhe und Nutzungsart mit geeigneten Entrauchungsanlagen ausgestattet werden.
Die rechtliche Basis bilden neben der MBO einschlägige DIN-Normen und landesspezifische Richtlinien. Besonders bei Gebäuden mit mehreren Geschossen oder bei Sonderbauten wie Krankenhäusern, Hotels oder Bürokomplexen gilt eine verpflichtende Entrauchung.
m November 2024 ist der überarbeitete ZVEI-Leitfaden „Rauchableitung und Lüftung in Aufzugsanlagen“ in dritter Auflage erschienen. Der Leitfaden beschreibt die Planung, Konzeptionierung und Installation von Systemen zur Rauchableitung und Lüftung in Aufzugsschächten und Triebwerksräumen. https://www.dgwz.de/neuer-zvei-leitfaden-rauchableitung-lueftung-aufzugsanlagen-aufzugsschachtentrauchung
Im Brandfall sammelt sich giftiger Rauch im Aufzugsschacht und kann sich über die gesamte Gebäudehöhe ausbreiten. Eine wirksame Entrauchung begrenzt diese Ausbreitung und schafft raucharme Bereiche für Flucht und Rettung. Die Vorgaben definieren technische Anforderungen an Öffnungsquerschnitte, Auslösemechanismen und Prüf- sowie Wartungsabläufe. Zuständigkeiten von Betreiber und Fachfirma müssen eindeutig geregelt sein, damit die Anlage dauerhaft betriebsbereit bleibt.
Technische Notwendigkeit und Funktionsweise im Detail

Aufzugsschächte wirken im Brandfall wie natürliche Kamine. Durch den Schornsteineffekt steigt heißer Rauch nach oben und gefährdet Menschen in allen Stockwerken. Die technische Herausforderung besteht darin, diesen Rauch kontrolliert abzuführen, ohne dabei die Brandausbreitung zu fördern.
Moderne Entrauchungssysteme nutzen den thermischen Auftrieb. Über eine Öffnung im oberen Schachtbereich entweicht der Rauch ins Freie, während unten Frischluft nachströmt. Diese natürliche Luftzirkulation funktioniert ohne externe Energieversorgung und bleibt auch bei Ausfall der Gebäudetechnik zuverlässig. Im Zusammenspiel mit Brandmelde- oder Rauchwarnsystemen kann die Auslösung automatisch erfolgen; eine klare Option zur manuellen Betätigung ist zusätzlich sinnvoll.
Die Dimensionierung der Öffnungen und die Lage der Bauteile ergeben sich aus aerodynamischen Berechnungen und aus den Vorgaben des Brandschutzkonzepts. Faktoren wie Schachthöhe, Querschnitt, Türdichtheit und erwartete Brandlast fließen in die Planung ein. Zusätzlich sind Windbeanspruchung, die Einbindung in die Dachkonstruktion und mögliche Rückströmungen zu berücksichtigen. Auch die sichere Ableitung von Niederschlag und die Zugänglichkeit für Wartung spielen eine Rolle, damit die Funktion dauerhaft gewährleistet bleibt.
Verschiedene Systeme für unterschiedliche Anforderungen
Die Bandbreite verfügbarer Entrauchungssysteme reicht von einfachen Lüftungsklappen bis zu komplexen maschinellen Anlagen. Natürliche Entrauchungssysteme nutzen den thermischen Auftrieb und kommen ohne Stromversorgung aus. Sie eignen sich besonders für Wohn- und Bürogebäude mit moderater Höhe.
Maschinelle Entrauchungsanlagen setzen auf Ventilatoren mit hoher Förderleistung. Sie kommen zum Einsatz, wenn natürliche Systeme aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht ausreichen. Hochhäuser, unterirdische Anlagen oder Gebäude mit speziellen Nutzungen erfordern häufig eine aktive Entrauchung.

Hybride Lösungen kombinieren beide Prinzipien und erhöhen die Ausfallsicherheit. Im Normalfall arbeitet das System passiv, bei Bedarf unterstützen Ventilatoren die Entrauchungsleistung. Die Auswahl des passenden Systems hängt von Gebäudehöhe, Schachtgeometrie, baulichen Randbedingungen und dem vorgesehenen Betrieb ab. Zusätzlich spielen Aspekte wie Schallschutz, Wartungszugänglichkeit und die Schnittstellen zu Aufzugsteuerung und Brandmeldeanlage eine zentrale Rolle.
Energieeffizienz nach dem Gebäudeenergiegesetz
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) stellt hohe Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden. Auch Brandschutzsysteme müssen diesen Standards genügen. Moderne Entrauchungsklappen verbinden Sicherheit mit Energieeffizienz durch hochwertige Wärmedämmung und luftdichte Konstruktionen.
Besonders im Neubau und bei energetischen Sanierungen zählt jeder vermiedene Wärmeverlust. Konventionelle Öffnungen können deutliche Wärmebrücken darstellen. Innovative Lösungen mit wärmegedämmten Klappen, umlaufenden Dichtungen und automatischer Verriegelung mindern diesen Effekt und sichern die Dichtheit in der täglichen Nutzung.
Die Integration energieeffizienter Entrauchungssysteme bringt mehrere Vorteile. Niedrigere Heizkosten stabilisieren die Bewirtschaftung, gleichzeitig werden rechtliche Vorgaben verlässlich eingehalten. Förderprogramme können die Umsetzung unterstützen. Wichtig ist eine Planung, die Energieeffizienz, Brandschutz und Komfort zusammenführt, damit das Ergebnis technisch stimmig und wirtschaftlich tragfähig bleibt.
Planung und Umsetzung in Neubau und Sanierung
Bereits in frühen Planungsphasen sollten Architekten und Fachplaner die Aufzugsentrauchung mitdenken. Im Neubau lassen sich optimale Lösungen von Anfang an integrieren. Die Positionierung der Öffnungen, die Schachtgestaltung und die Anbindung an das Gesamtbrandschutzkonzept müssen abgestimmt werden, damit alle Gewerke zusammenspielen.
Bei Bestandssanierungen ist die nachträgliche Installation oft komplexer. Denkmalgeschützte Gebäude erfordern besonders sensible Lösungen, die historische Bausubstanz und aktuelle Sicherheitsanforderungen vereinen. Hier bewähren sich maßgeschneiderte Systeme, die sich unauffällig in die bestehende Architektur einfügen und möglichst wenig Eingriffe verursachen.
Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachplanern und ausführenden Unternehmen sichert normkonforme und wirtschaftliche Ergebnisse. Von der Bestandsaufnahme über die Detailplanung bis zur Abnahme begleiten Experten das Projekt und dokumentieren die Schritte. Regelmäßige Wartung und wiederkehrende Funktionsprüfungen erhalten die Betriebsbereitschaft und erfüllen Betreiberpflichten. Empfehlenswert ist ein klarer Maßnahmenplan für Inspektion, Reinigung und Ersatz von Verschleißteilen, damit die Anlage im Ernstfall zuverlässig reagiert.